Wann ist Kautabak entstanden?
Schon zu Zeiten der Entdeckungsreisen von Christoph Columbus kauten die amerikanischen Ureinwohner Tabak, der mit Muschelkalk vermischt war. Der erste Kautabak in Europa wurde um 1600 in England konsumiert.
Vor allem Seemänner suchten wegen des Rauchverbots auf den leicht brennbaren Schiffen aus Holz nach einer Alternative für Zigaretten. Die Lösung für sie war der Kautabak oder Priem (prium= niederländisch: Pflaume; da die Kautabak Stücke in ihrer Form der Pflaume ähneln). Im 30-jährigen Krieg fand der Kautabak auch in Deutschland Einzug. Eine industrielle Herstellung fand jedoch erst zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert statt.
Was darauf folgte, war ein beispielloser Kautabak Boom in den USA. In Europa jedoch, wurde solche eine Entwicklung – wie heute im Fall von Snus – durch eine sehr restriktive Gesetzgebung verhindert. Eine der wenigen Produktionen entstand in Nordhausen (Südharz): Grimm & Triepel.
Grimm & Triepel Priem erobert die Welt
Am 14. Juni 1849 gründete der Kaufmann Theodor Grimm eine Kau-, Rauch-, Schnupftabak und Zigarrenfabrik in Nordhausen am Harz.
Mitte des 19. Jahrhunderts war die Nachfrage nach Kautabak sehr hoch. Daher spezialisierte sich Theodor Grimm bereits nach kurzer Zeit voll und ganz auf die Herstellung von Kautabak.
Die Geschäfte liefen ausgesprochen gut, sodass im Jahr 1858 Adolf Triepel als Teilhaber und Mitnamensgeber in den Betrieb des Kautabakherstellers eintrat.
Der Erfolg war da, Kinder und somit Erben blieben aber bei Theodor Grimm und Adolf Triepel aus. Deshalb verkauften sie Grimm & Triepel 1881 an den Interessenten Otto Kruse. Unter dessen Leitung und derer seiner Söhne entwickelte sich das Geschäft weiterhin prächtig.
Auch Anfang des 20. Jahrhunderts ließ das Interesse an Kautabak nicht nach. Mittlerweile stiegen neben den Seemännern und Bergarbeitern auch andere Berufsgruppen auf Kautabak um. Der Priem war bei allen gefragt, denen der Konsum von Zigarren und Zigaretten während der Arbeit untersagt war.
Vor dem 2. Weltkrieg beschäftigte Grimm & Triepel Kruse bis zu 1.800 Mitarbeiter und wurde zu Europas größter Kautabakfabrik. In seinen Hochzeiten stellte das Unternehmen jährlich ca. 65 Millionen Packungen bzw. Stücke (Rollen, Hufeisen, Knoten, Stangen, u. ä.) her – für die damalige Zeit ein sehr beachtlicher Wert.
Von der größten Kautabak Fabrik Europas zur Einzigen in Deutschland
Das Kriegsende brachte der Familie eine Enteignung durch das kommunistische Regime ein. So musste Grimm & Triepel Kruse Nordhausen verlassen und zog nach Unterrieden in den Westen Deutschlands. Beim Wiederaufbau der Firma wurde Otto Kruse von seiner Tochter Elisabeth Grönwoldt (geborene Kruse) und seines Sohnes Peter-Otto Kruse unterstützt.
Der Siegeszug der Filter-Zigarette aus den USA in Europa ließ sich jedoch nicht aufhalten. Als Folge sank die Nachfrage nach Kautabak so stark, dass sich das Unternehmen ein zweites Standbein schaffen musste. 1961 begann die Firma mit der Produktion von Kunststoff-Flaschen.
Im Jahr 1982 übernahm Dr. Bernd-Otto Kruse die Geschäftsleitung in der 4. Generation – in Anbetracht des schwindenden Kautabak Marktes keine leichte Aufgabe.
Nach einigen Jahren brach der Markt für Kautabake vollkommen ein. Um das weitere Bestehen zu sichern, übernahm die Grimm & Triepel Kruse Kautabak GmbH zahlreiche Firmen und Produkte. Darunter waren einstige Größen wie Fischer & Herwig, Hanewacker, Hansen, Nessinger, Schrimper und Wahrer Jakob. Die einst größte Kautabakfabrik Europas entwickelte sich zur einzigen Kautabakfabrik Deutschlands.
Die Wiedervereinigung in 1989 gab dem Kautabak Markt nochmals einen überraschenden Aufschwung. Vor allem die Schließung der DDR-Kautabakproduktion, eines Konkurrenten, in Nordhausen brachte einen guten Umsatzzuwachs.
Eine neue Ära
In den letzten Jahren ihres Bestehens konnten sich Inhaber Dr. Bernd-Otto Kruse sowie Geschäftsführerin und Ehefrau Heidrun Kruse erfolgreich am Markt behaupten. Weiterhin begeisterte Stammkunden und die hohe Qualität von Grimm & Triepel Kautabak waren hierfür ausschlaggebend. Mit wenigen Mitarbeitern produzierte die Grimm & Triepel Kruse Kautabak GmbH bis zum Verkauf am Standort in Witzenhausen.
Ende Dezember 2016 ging die älteste Kautabak-Marke Deutschlands zu dem Allgäuer Unternehmen G.H. Tabakvertrieb GmbH & Co. KG über, während die ehemalige Fabrik in Witzenhausen heute ein Kautabak Museum ist.
Nun war die Marke Grimm & Triepel Teil von G. H. Tabak und bereits im September 2017 startete die Neu-Produktion. Damit begeistern die ehemaligen Sorten „Kruse“, „Hanewacker“ und „Fischerstift“ unter neuem Namen (#1, #2, #3) heute weiterhin die Kautabak Fans. Doch das Angebot wurde auch erweitert. Die beliebten Geschmacksrichtungen „Minze“ (#5) und „Spearmint“ (#6) sowie ein Long Leaf Kautabak nach amerikanischer Art (#4; derzeit nicht erhältlich) sind jetzt Teil des Sortiments.
Im Jahre 2022 begann für Grimm & Triepel eine neue Ära: Mit der Übernahme durch die Andreas Hartmann GmbH & Co. KG ist der Kultmarke samt eigenem Online Shop für Endkunden eine strahlende Zukunft gewiss.
Kautabak Museum in Witzenhausen
Heute werden die Grimm & Triepel Produkte an einem neuen Standort in bewährter Qualität und nach den überlieferten Rezepturen produziert. Die Ära der Kautabak-Manufaktur in Witzenhausen ist jedoch nicht beendet: Die Produktionsstätte wurde zu einem Museum umgebaut, um die jahrhundertealte Kautabak Tradition der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen.
Für Informationen zur Führung bzw. zur Buchung wenden Sie sich bitte per E-Mail an unseren Ansprechpartner Herrn Thomas Kühnemuth (kuehnemuth@t-online.de).